Ich so in die Runde: „Ich leg den Geldbeutel kurz hier aufs Auto, ja?“ br>
Ein Reisekompagnon: „Das ist immer eine gute Idee, haha.“
Fünf Stunden später an einem 60 Kilometer entfernten Strand: br>
Die Geldbeutel-Besitzerin: „Hat eigentlich jemand den Geldbeutel vom Dach geholt?“ br>
Wir alle so: „…“
Trotz vieler Reiseerfahrung und genereller, persönlichkeitsbedingter Übervorsicht (ich überprüfe bei jedem Gang aus dem Haus viele Male, ob ich alles Wichtige dabei habe), ging der Geldbeutel im Urlaub auf Sardinien direkt am zweiten Tag verloren. Und zwar inklusive Ausweis, Kreditkarten, Führerschein und allem, was sonst noch wichtig ist. Also nicht meiner, sondern der meiner Frau. Aber irgendwie habe ich ja maßgeblich dazu beigetragen. Und ich wollte sie auch eigentlich wieder mit nach Hause nehmen. Ich war also durchaus von der Tragödie betroffen.
Natürlich sah ich die Situation direkt auch als Chance: perfektes Thema für einen Blogbeitrag! Yay! Daher folgen nun meine wertvollen, persönlichen und doch sicher universal anwendbaren Tipps für das professionellste Verhalten in solch einem Fall.
Ich selbst gehöre eher zur Fraktion „Panik“. Scheiße, der Geldbeutel ist weg! Die Situation kenn ich nicht, sicher wird alles unglaublich kompliziert, wir müssen den Flug umbuchen, 500 Euro extra zahlen und überhaupt: Aaaah! Kleiner Hinweis: Wenn man kein sehr stressresistenter Mensch ist, ist man auch nach vielen Reisen und unerwarteten Erfahrungen nicht unbedingt die personifizierte Gelassenheit.
Glücklicherweise setzte der Rest meiner Reisegruppe eher auf „Ruhe bewahren“ und so fuhren wir zunächst einigermaßen hoffnungsvoll vom Strand zurück zu unserer Unterkunft. Vielleicht ist das Portemonnaie ja direkt in der Einfahrt vom Dach gerutscht und liegt da noch? Gut, die Antwort habe ich ja schon gespoilert: Lag er nicht. Also zurück zu „Panik“? Vielleicht doch lieber Schritt 2, sonst kommt man ja zu nichts.
Das sollte auf jeden Fall schnell passieren, damit niemand mit eurem Geld Schabernack treibt. Bestenfalls habt ihr euer Handy nicht gleich mitverloren und könnt ganz einfach eure Bank anrufen. In der Regel hat jede Bank eine spezielle Telefonnummer für genau dieses Anliegen. Bei einigen Banken kann man die Karten auch direkt online sperren lassen.
Meine Internetrecherche hat zudem ergeben, dass es in Deutschland einen zentralen Sperr-Notruf gibt, den ihr kontaktieren könnt, wenn ihr die Nummern eurer Bank nicht so schnell findet. Unter 0049 116 116 könnt ihr von der Kredit- bis zur Mobilfunkkarte alles sperren, was euch abhanden gekommen ist.
Alle Karten gesperrt? Prima. Dann kann niemand euer Geld ausgeben. Ihr allerdings auch nicht mehr. Meine Frau war glücklicherweise nicht alleine unterwegs und hat sich den restlichen Urlaub von mir aushalten lassen (Sugermama!). Wenn ihr alleine unterwegs seid, ist das natürlich deutlich nerviger. Irgendwelche Ideen was man dann macht?
Einen Ausweis oder Reisepass sollte man ja immer dabei haben. Besonders essentiell wird solch ein Dokument aber, wenn man mit dem Flugzeug herumreist. Mit dem Auto aus Holland kommt man notfalls auch ohne Identifikation zurück nach Köln. Mit dem Flugzeug aus Sardinien eher nicht. Das Problem war, dass meine Frau außer einer A.T.U.- und einer ADAC-Karte (beides hatte das Kind am Tag vorher aus dem Geldbeutel gerissen und unter den Küchenschrank geworfen) nichts mehr hatte, wo ihr Name drauf stand.
Aber da wir alle studierte Leute sind, fiel uns schnell wieder ein, dass die Mietwagenfirma am Tag zuvor Kopien von Ausweis, Führerschein und Kreditkarte gemacht hatte. Also gings zurück zum Flughafen, damit man schon mal irgendwas in der Hand hatte. An dem Punkt ließ dann auch mein panisches Bauchgefühl etwas nach. Keine 24 Stunden später.
Ausreisen kann mit so einer Ausweiskopie natürlich trotzdem niemand. Ein offizielles Dokument musste her. Da boten sich dann direkt zwei recht praktikable Lösungen.
Lösungsweg 1: In der Deutschen Botschaft vor Ort einen vorläufigen Pass beantragen
Diesen Lösungsweg zogen wir erst zweieinhalb Tage nach dem Geldbeutel-Verlust in Betracht, da von Freitagnachmittag bis Montagmorgen in der Botschaft in Cagliari niemand erreichbar war (Tipp: verliert euren Geldbeutel lieber von Montag bis Mittwoch!). Zu dem Zeitpunkt war Lösungsweg 2 schon in vollem Gange, der Vollständigkeit halber hier aber trotzdem alle Infos, die mir der freundliche Mitarbeiter am Telefon durchgegeben hat.
Eine durchaus valide Lösung, dieser vorläufige Pass und oftmals sicher auch die einzige. Der einzige Nachteil in unserem Fall wären fünf Stunden Fahrerei und ein verlorener Urlaubstag gewesen. Deswegen war Lösungsweg 2 auch rückblickend die richtige Wahl.
Lösungsweg 2: Reisepass oder Ausweis schicken lassen
Schon bevor wir uns ganz sicher waren, dass der Geldbeutel nicht in der Einfahrt auf uns wartet, fiel mir ein, dass wir unseren daheimgebliebenen Nachbarn unseren Wohnungsschlüssel übergeben hatten. Man weiß ja nie und so. Ach ja, und die Pflanzen. Und der Reisepass meiner Frau lag in unserer Wichtige-Dokumente-Box. Also kurz die Nachbarn angerufen („Nein, nein, uns ist nichts passiert!“) und zur Post geschickt. Per Express war der Pass dann am nächsten Werktag da. Nachteil bei dieser Variante: Expressversand ist echt teuer! Fast 50 Euro, really?
Das galt hauptsächlich für mich. Meine Frau war eigentlich durchweg entspannt und optimistisch. Als das Geld gesichert, der neue Mietwagenfahrer eingetragen und der Reisepass angekommen war, konnte ich das Thema auch endlich abhaken und mich wieder ganz der Reiserei widmen. Schritt 5 kommt nämlich erst nach dem Urlaub dran.
Dass so ein Urlaub irgendwann vorbei ist, ist schon ärgerlich genug. Wenn man dann auch noch die ersten Tage zu Hause ständig am Telefon hängen und aufs Bürgeramt laufen muss, machts das nicht besser. Hilft aber nichts. Netterweise schicken die Banken direkt nach der Sperrung neue Karten, die lagen also alle schon zwischen Pizza-Werbung und Gratiszeitungen im Briefkasten, als wir heimkamen. Gesundheitskarte, Ausweis und Co. mussten allerdings noch organisiert werden.
Besonders nervig ist der Verlust des Führerscheins, vor allem die damit verbundenen Kosten. Obwohl man eigentlich direkt einen neuen Führerschein braucht, um weiter autofahren zu dürfen, ist im überlaufenen Kalker Bürgeramt erst zwei Wochen später ein Termin frei. Bis dahin muss noch eine Abschrift aus dem Füherscheinregister (sowas gibt’s offensichtlich) organisiert werden und man kann ganze 70 Euro zusammenkratzen. Zum Glück konnte meine Frau im Urlaub kein Geld ausgeben, das wird jetzt halt so investiert.
Tipps, um dem Verlust eines Geldbeutels vorzubeugen:
Tipps, um im Falle eine Verlusts schnell reagieren zu können: