Während unserer drei Wochen in Neuseeland wollten meine Frau und ich auch ein echtes Abenteuer erleben. Wir wollten uns in fremde Gefilde stürzen und etwas wagen, was wir bis dahin noch nie versucht hatten. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf entschieden wir uns, drei Tage am Stück zu wandern – und zwar auf dem 32 km langen Routeburn Track.
Der Routeburn Track ist einer der neun Great Walks. Die Great Walks sind Neuseelands bekannteste Wanderwege. Das macht sie natürlich touristischer als andere Wanderungen in diesem Land. Dafür sind sie aber auch besser gewartet (das allgegenwärtige DOC kümmert sich um Wege und Hütten) und gerade für Anfänger bestens geeignet. Die Great Walks dauern durchschnittlich drei bis sieben Tage. Um uns vor Überforderung zu schützen, haben wir die Drei-Tages-Wanderung auf dem Routeburn ins Auge gefasst. Nachdem wir dieses Video auf der offiziellen DOC-Seite gesehen hatten, waren wir dann restlos überzeugt:
Nachdem ich die Strecke nun selbst entlang gelaufen bin, kann ich euch sagen: Es ist noch atemberaubender! Neuseeland ist sowieso schon wunderschön, aber auf dem Routeburn Track hab ich die Natur dieses Landes noch einmal ganz neu erlebt – ohne Menschen, ohne Straßen, ohne Ablenkung. Wir sind immer recht früh morgens losgelaufen und hatten den Weg oft stundenlang ganz für uns.
Ihr wollt auf eurer nächsten Reise ebenfalls den Routburn Track endecken? Eine hervorragende Idee! Im folgenden möchte ich zwei Erkenntnisse an alle unerfahrenen Wanderer unter euch weitergeben und ein paar Tipps und Links zur Reiseplanung anfügen. Meine Frau und ich waren unglaublich aufgeregt, vor unseren ersten mehrtägigen Wanderung mit Sack und Pack. Einmal losgelaufen hat sich recht schnell rausgestellt, dass die meisten unserer Sorgen ganz unbegründet waren.
Das Wichtigste zuerst: Plant früh genug! Die Great Walks sind sehr beliebt und während der Sommermonate (Oktober bis April müssen alle Wanderungen über das Department of Conservation (DOC) gebucht werden. Da Wildcampen nicht erlaubt ist, müsst ihr euch einen Schlafplatz in einer der Hütten oder auf einem der offiziellen Campingplätze sichern. Beides ist sehr begrenzt. Wir haben für den Routeburn Track etwa drei Monate im Voraus gebucht und schon da war eine der Hütten komplett voll.
Es gibt übrigens keine Vorgabe, die besagt, dass ihr den Weg in exakt drei Tagen laufen müsst. Je nach Abenteuerlust oder Gemächlichkeit könnt ihr auch zwei oder vier Tage wandern.
Selbst nach eingehender Internetrecherche wussten wir nicht wirklich, was uns auf den Hütten erwarten würde. Damit ihr etwas besser vorbereitet seid, folgen ein paar Details. Alle Hütten auf dem Routeburn Track sind mit Schlafsälen, Klos und Gaskochern (für manche braucht ihr Feuerzeug oder Streichhölzer) ausgestattet. Je nach Hütte schlafen bis zu 25 Leute in einem Raum. Das heißt: Ohrenstöpsel nicht vergessen! Genächtigt wird auf kleinen Plastikmatratzen. Die sind ok für ein paar Nächte, tragen aber nicht wirklich zur Entspannung schmerzender Muskeln bei.
Was ihr nicht auf den Hütten finden werdet, sind Küchenutensilien jeder Art und Mülleimer. Da ihr durch Nationalparks wandert, müsst ihr alles, was ihr mit reinbringt, auch wieder mit rausnehmen. Packt also auf jeden Fall eine Plastiktüte für euren Müll ein. Die Hütten auf dem Routeburn Track sind sauber und zweckmäßig – mehr braucht ihr auch nicht. Die einzigartige Lage eurer Unterkünfte wird euch garantiert über fehlenden Komfort hinwegtrösten.
Tipp: Packt FlipFlops oder ähnliches Schuhwerk ein. Manche der Hütten darf man nicht mit Wanderschuhen betreten.
Der Routeburn Track ist kein Rundwanderweg. Er beginnt (oder endet, je nachdem in welche Richtung ihr laufen wollt) in der Nähe von Glenorchy und endet etwas südlich von Milford Sound. Wir waren mit einem Camper unterwegs und hatten demnach zwei Möglichkeiten: Nach der Wanderung mit dem Bus zurück zum Startpunkt fahren oder unseren Camper umparken lassen. Wir haben uns aus Bequemlichkeits- und Zeitgründen für zweiteres entschieden. EasyHike bietet einen absolut einfachen und zuverlässigen Umparkservice. Nach anstrengenden drei Tagen waren wir sehr froh, direkt frische Klamotten und eine leckere Flasche Wein zur Verfügung zu haben. Fun Fact: Die Leute, die euer Auto umparken, joggen den kompletten Routeburn Track an einem Tag zurück. Hab ich mit eigenen Augen gesehen.
Sport ist nicht so mein Ding. Dafür bin ich gerne draußen. Ich geh gerne spazieren (am liebsten, wenn man dabei noch ein paar Geocaches finden kann) und in der Regel einmal die Woche reiten. Als wir wussten, dass wir den Routeburn Track laufen wollen, hat mich eine leichte Panik plötzlich doch in ein allabendliches Sportprogramm getrieben (meine Frau hab dann ich getrieben). So richtig konsequent waren wir beim Training aber nicht.
Am ersten langen Wandertag sind wir dann vorsichtshalber um 6 Uhr morgens losgelaufen – damit wir unsere Etappe auch vor Dunkelheit (also vor 22:30 Uhr) schaffen. Die Wegweiser sagten eine durchschnittliche Wanderzeit von 6 bis 7 Stunden voraus. So ganz ohne Wandererfahrung oder erwiesener Ausdauer, dafür mit umso mehr Gepäck, wollten wir den Schildern nicht glauben.
Das Ergebnis: Wir hatten gegen 13 Uhr unsere Tagesetappe geschafft (nach etwas mehr als 6 Stunden Wanderung und einigen kurzen Pausen) und konnten den Nachmittag am See liegend verbringen.
Fazit: Ihr müsst keine Supersportler sein, um den Routeburn Track zu bezwingen. Und: Die Schilder lügen nicht!
Klar ist es hilfreich, sich vor einer mehrtägigen Wanderung zu überlegen, was man mitnehmen möchte. Schließlich will man nicht zu viel schleppen und es wäre äußerst ärgerlich, wenn man keine frischen Socken dabei hätte. Trotzdem kann man sich auch hier mal wieder viel zu viele Gedanken machen. Als wir am Tag vor der Wanderung auf dem Campingplatz in Glenorchy unseren Rucksack fertig gepackt hatten, fingen unsere Nachbarn gerade erst an, stapelweise Essensvorräte zu organisieren, unzählige, uns unbekannte Dinge in Plastiktüten zu sortieren und alles mit Kabelbindern zu befestigen. Wir waren natürlich sofort überzeugt, dass wir absolut alles vergessen hatten.
Ergebnis: Wir fanden heraus, dass das Pärchen neben uns eine einwöchige Profi-Wanderung geplant hatte, und wir im Endeffekt vom Feuerzeug bis zum Blasenpflaster alles dabei hatten, was wir brauchten.
Fazit: Immer mit kühlem Kopf packen – jeder hat andere Ansprüche.
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